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Neubau Schulhaus Schwerzenbach

Schwerzenbach ZH

2020

Projektwettbewerb selektiv
Wettbewerb

Bauherrschaft

Gemeinde Schwerzenbach

Landschaftsarchitektur

Skala Landschaft Stadt und Raum GmbH

Bauingenieur

INGENI AG

Baumanagement

Aebi Partner GmbH

HLKS

Haerter & Partner AG

Elektroplanung

Schmidiger Rosaco AG

Bauphysik

Primin Jung Schweiz AG

Seine stärksten Qualitäten entfaltet das Projekt im Innenraum. Durch die Halbge- schosse entsteht eine attraktive, vielfältig nutzbare Lernlandschaft, die begeistert.

Verständnis des Ortes

Die Schulanlage Schwerzenbach befindet südlich der Bahnlinie, in der Mitte des Siedlungsschwerpunktes von Schwerzenbach. Innerhalb der homogenen, durchgrünten Siedlungsstruktur bildet die Primarschule Schwerzenbach – zusammen mit dem nördlich angrenzenden ETH-Standort Schwerzenbach – eine Ausnahme bezüglich der Nutzung und der Morphologie.

In verschiedenen Bauetappen entwickelte sich die Schulanlage innerhalb des Perimeters von Süd nach Nord. Das erste Schulhaus «Platane» aus dem Jahr 1916 ganz im Süden der Parzelle orientiert sich parallel zur Bahnhofstrasse und bildet an der Südseite eine identitätsstiftende Adressierung der Schule. In einem zweiten Entwicklungschub wurden in den 1960er-Jahre die Schulhäuser «Steinbrunnen», «Steingarten» sowie der Kindergarten «Hegger» und die Turn- und Schwimmhalle erstellt. Mitte der 1990er-Jahre kam das Schulhaus «Heggerwies» und die Sporthalle an der westlichen Seite des Perimeters hinzu. Diese zwei Entwicklungsstufen erzeugten einen in sich geschlossenen, orthogonalen Schulcampus, bestehend aus Zeilen- und Punktbauten, die unterschiedliche Pausenräume umschliessen.

Die städtebauliche Herausforderung der nächsten Etappe liegt darin, eine gebührende Adressierung an der Nordseite der Schulanlage auszubilden, sowie eine geeignete Haltung sowohl gegenüber der bestehenden Schulanlage aber auch gegenüber dem Quartier einzunehmen.

Primarschulhaus

Der Neubau ist strukturell in einfache Halbgeschosse gegliedert. Über den gedeckten Eingangsbereich betritt man eine übersichtliche Eingangshalle, an der das Reservezimmer liegt. Dieses kann zusammen mit den beiden dazugehörigen Gruppenräumen als Musikzimmer oder auch als reguläres Klassenzimmer genutzt werden. Die dazugehörige Garderobe verfügt über einen direkten Zugang zum geschützten Aussenraum im Osten, damit das Reservezimmer auch gut als Kindergarten genutzt werden kann.

Ebenfalls direkt an der Eingangshalle befindet sich das offene Treppenhaus, welches dank freien Sichtbezügen eine einfache Orientierung ermöglicht. Die Treppen sind mit einer sanften Steigung geplant, sodass die kurzen Wege ohne grosse Anstrengung zurückgelegt werden können. Die Treppe wird als Ort der Begegnung und des Austauschs verstanden.

Ein halbes Geschoss unter dem Eingangsgeschoss befindet sich der Kindergarten mit den dazugehörigen Nebenräumen und das Lehrerzimmer. Der Kindergarten ist nach Osten orientiert und verfügt über die Garderobe einen direkten Aussenbezug. Das Lehrerzimmer ist zur neuen Erschliessungsachse orientiert und hat eine eigene Lehrergarderobe, die ebenfalls einen direkten Ausgang verfügt.

Ein Halbgeschoss über dem Eingangsgeschoss folgen die regulären Klassenzimmer. Das Grundprinzip dieser Räume basiert auf einem Zwei-Klassen-Cluster mit den jeweils dazughörigen Gruppenräumen und Garderoben. Diese zwei Klassen teilen sich jeweils ein Halbgeschoss. Zwischen diesen zwei Klassen lassen sich aufgrund der räumlichen Disposition schnell Synergien bilden und nutzen. So lassen sich beispielsweise die Gruppenräume dank den Faltwänden auch zu einem Grossgruppenraum zusammenfassen. Auch die den Gruppenräumen vorgelagerten Kombizonen lassen sich individuell gestalten und nutzen. Sanitäre Einrichtungen befinden sich für beide Geschlechter auf jedem zweiten Halbgeschoss.

Sollte in ferner Zukunft der Wunsch nach einer Neuprogrammierung der Geschosse bestehen, so lässt sich der komplette Zimmerschicht ausräumen und neu anordnen. Dies wird dank dem Verzicht auf tragende Wände und Stützen in diesem Bereich ermöglicht und gewährleistet eine hochgradige Nutzungsflexibilität.

Städtebau und Freiraum

Der vorliegende Entwurf nimmt sich der oben genannten Herausforderung an und gewährleistet durch eine präzise Setzung einerseits eine klare Adressierung und den Anschluss an das Quartier, anderseits aber auch eine zeitgemässe Weiterführung des Schulcampus.

Wie das erste Schulhaus Platane aus dem Jahr 1916 dreht sich das Neubauvolumen parallel zur Strasse aus wobei eine Geste des Auftaktes entsteht. Der kompakte, beinahe quadratische Neubau tritt zur Schorenstrasse hin dreigeschossig in Erscheinung und hat hinter der bestehenden Baumreihe eine angemessene Präsenz im Strassenraum. Wie auch beim Schulhaus Platane erfolgt die Erschliessung des Schulareals lateral zum Gebäude. Eine neue Erschliessungsachse zwischen dem neuen Primarschulhaus und dem Rasenspielfeld ermöglicht eine bessere Vernetzung zum Kindergarten «Horn» und zum Kinderhort, die sich unmittelbar nördlich des Perimeters an der Schulstrasse befinden. Auch die bestehende Erschliessung an der Nordost-Ecke des Perimeters wird neugestaltet und aufgewertet.

Dank dem Aufnehmen des natürlichen Gefälles und einer Geschossdisposition in Halbgeschossen tritt der Neubau gegenüber der bestehenden Schulanlage zweigesschossig in Erscheinung, was dem Massstab der Primarschule gerecht wird. Mit den geneigten, weit auskragenden Dachflächen wird ein sanfter, formaler Bezug zu den bestehenden Schulhausbauten aus den 1990er-Jahre hergestellt. Der Haupteingang in das Schulhaus befindet an der südwestlichen Gebäudeecke und liegt somit am Schnittpunkt der verschiedenen Erschliessungen und Aussenräumen.

Die Schulumgebung ist als attraktiver und naturnaher Aussenraum konzipiert, der funktional und gestalterisch mit der Nutzung der Schulanlage und den umliegenden Gebäuden zusammenwirkt.

Die Setzung des Neubaus an die Baulinie zur Schorenstrasse sowie die konsequent kompakte Kubatur lassen verschiedene grosszügige Aussenräume frei. Der Pausenplatz, der zwischen dem Neubau und den bestehenden Bauten aufgespannt wird, öffnet sich hin zum Rasenspielfeld. Der baufällige Hartplatz wird ersetzt und in seiner Orientierung um 90 Grad gedreht, sodass die Verbindung zwischen dem bestehenden Campus und dem Neubau gestärkt wird. Als platzbildendes Element wird ein Brunnen vorgeschlagen, der den sozialen Austausch zwischen den Schülern anregen soll. Vor den Gebäuden werden jeweils begrünte Zonen vorgesehen, die zum einen Sitz- und Spielmöglichkeiten im Schatten anbieten, zum anderen aber auch an heissen Sommertagen die Fassaden beschatten.

Das Rasenspielfeld westlich des neuen Schulhauses wird als Teil des Grüngürtels verstanden, der die Schulhausanlage im Westen umschliesst. Es wird so angelegt, dass die minimale Erdüberdeckung über der Zivilschutzanlage gewährleistet wird. Der Grüngürtel wird gezielt mit schattenspendenden Baumgruppen ergänzt, sodass hier Zonen entstehen, die beispielsweise im Klassenverband für individuellen Aktivitäten genutzt werden können.

Auf der Ostseite des neuen Primarschulhauses wird der geschützte Aussenraum des Kindergartens angeordnet. Dieser profitiert vom Gefälle innerhalb des Aussenraums, das spannende Wasserspiele ermöglicht. Eine neugepflanzte Baumgruppe spendet an heissen Tagen Schatten. Zusammen mit mehreren neuen Büschen lädt dieser neue Aussenraum zum Versteck spielen und zum Erkunden ein.